(drohende) Luftnot im Atemschutzeinsatz
(bl) Sollte sich ein Atemschutznotfall ereignen wo mit einer Luftnot zu rechnen ist (FA in Zwangslage, vgl. Unfall in Köln) so muss für eine ausreichende Luftreserve gesorgt werden.
Erste Möglichkeit - Kompletter Tausch des PA
Hierzu muss der Rettungstrupp (nach neuer FwDV 7 der Sicherheitstrupp) einen kompletten PA (inkl. Lungenautomaten) mitführen. Es wird einfach nur der Lungenautomat des leeren PA gegen den Lungenautomaten des vollen PA getauscht. Im Training müssen die notwendigen Handgriffe auch unter Stress und Nullsicht durchgeführt werden. Auf dem linken Bild schraubt ein Retter mit "dicken" Brandschutzhandschuhen und unter Nullsicht den Lungenautomaten an den Atemanschluss des Opfers. Das rechte Bild zeigt das Opfer mit dem angeschlossenen neuen PA.
Zweite Möglichkeit - Einsatz eines RIT-PAK
Eine gute Alternative zur ersten Möglichkeit ist der Einsatz eines RIT-PAK. Es besteht aus einer Tasche mit Flasche, Druckminderer, Manometer und Lungenautomat. In den USA ist eine solche Tasche von der Fa. Scott erhältlich. Die Handhabung eines RIT-PAK wird sicherlich praktischer sein als die eines kompletten PA. Mit einem kompletten PA kann man durchaus mit der Bebänderung etc. hängen bleiben. Vor Eigenbauten eines RIT-PAK, Rettungsset etc. möchte ich an dieser Stelle warnen. Solche Geräte unterliegen einer verpflichtenden EG-Baumusterprüfung, die von einer zugelassenen Prüfstelle durchgeführt werden muss.
Dritte Möglichkeit - Langzeit-PA mit Y-Stück
Hier rüstet sich der Rettungstrupp mit Langzeit-PA (2 x 6,8l CFK-Flaschen, Y-Stück am Druckminderer) aus. Der verunfallte Geräteträger wird über eine verlängerte Mitteldruckleitung mit Lungenautomaten versorgt.
Siehe auch Zweitanschluss.
Vierte Möglichkeit - Tausch des PA (umkuppeln)
Ähnlich der ersten Möglichkeit. Der Lungenautomat des Verunfallten bleibt angeschlossen. Lediglich der PA wird getauscht. Hierzu muss die Mitteldruckleitung unter Druck gelöst werden (linkes Bild). Anschließend wird umgehend der volle PA angekuppelt. Diese Möglichkeit ist allerdings eine relativ schlechte Alternative. Es erfordert meiner Meinung nach mehr Training als die anderen Möglichkeiten. Ich habe folgenden Fall während einer an sich ruhigen Übung erlebt: Der "Retter" kuppelt den Lungenautomaten des vollen PA ab, danach löst er den Lungenautomaten des Opfers. Anschließend führt er den nicht angeschlossenen Lungenautomaten mit dem PA des Opfers zusammen. Der Lungenautomat des verunfallten Kameraden bleibt unangekuppelt. Das Opfer bekommt keine frische Luft und würde im Ernstfall ersticken. Die Anschlüsse der Mitteldruckleitung wurden also vertauscht (rechtes Bild). Dieses Beispiel zeigt die ungeheure Wichtigkeit ein Notfalltraining regelmäßig durchzuführen!
Fünfte Möglichkeit - Wechselatmung
Bei der Wechselatmung teilen sich Opfer und Retter einen Lungenautomaten. Alternativ kann jeder seinen Lungenautomaten angeschraubt lassen, in dem Fall wird die Luftversorgung über das Kuppeln (unter Druck - schwer zu handhaben) der Mitteldruckleitung abwechselnd gewährleistet. Beide Varianten der Wechselatmung sind für Atemschutznotfälle meines Ermessens jedoch die schlechtesten Methoden. Die Wechselatmung erfordert sehr viel Disziplin und führt sicherlich zum Eintritt von Schadstoffen. Im Tauchsport mag die Methode nach intensivem Training und bei disziplinierten Tauchern funktionieren, für den Feuerwehreinsatz scheint sie ungeeignet zu sein. Aber auch im Tauchsport (Quelle: PADI, 1999) gilt die Wechselatmung als weniger wünschenswerte Option, da sie eine komplexere Fertigkeit ist und somit die Möglichkeit eines Fehlers erhöht. Früher war die Wechselatmung ein Standardverfahren, im Laufe der letzten 20 Jahre ging man jedoch immer mehr davon ab. U. a. hat die Verbreitung der alternativen Luftversorgung (z. B. zweiter Lungenautomat, "Oktopus") die Wechselatmung im Tauchsport überflüssig gemacht.
Bildquelle: Praxistraining Atemschutz der Ortsfeuerwehr Achmer.