Ausbildungsunfälle im Jahr 2007

(2 getötete und 5 verletzte FA)

Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.


- Belastungsübung - ein getöteter FA

(bl) Berlin. In der Atemschutzstrecke der Berliner Feuerwehr kam es zu einem tragischen Todesfall. Der 47-jährige Hauptbrandmeister Olaf P. der Feuerwache Wedding absolvierte das Training ohne Auffälligkeiten. Nachdem er den Übungsparcours verlassen hatte, wurde er vom betreuenden Ausbilder routinemäßig gefragt, ob alles in Ordnung sei, was er bejahte. Kurz danach brach er leblos zusammen. Die sofort eingeleiteten Reanimationsmaßnahmen durch anwesende Rettungsassistenten und Ärzte blieben leider erfolglos. Derzeit gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass der tragische Tod des Einsatzbeamten durch irgendwelche technischen Mängel verursacht wurde. Um jedoch jede Eventualität ausschließen zu können, hat Landesbranddirektor Wilfried Gräfling eine gründliche Untersuchung des Vorfalls angeordnet. Dazu wird derzeit insbesondere die Füllstation für Atemschutzgeräte in der Feuerwehrschule vom Atemschutzbeauftragten der Berliner Feuerwehr unter Aufsicht des Landesamtes für Gesundheit und Technische Sicherheit sowie der Unfallkasse Berlin eingehend untersucht. Bis zum Abschluss dieser Untersuchungen bleibt die Atemschutzstrecke gesperrt.

Die gesundheitliche Eignung von Olaf P. wurde, wie bei allen Feuerwehr-Einsatzkräften, regelmäßig nach den arbeitsmedizinischen Grundsätzen in Anlehnung an die berufsgenossenschaftlichen Grundsätze „G 26.3 - Schwerer Atemschutz“ überprüft. Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.

Quelle: Pressestelle Berliner Feuerwehr (Vollständiger Pressetext)

- Unfall bei Realbrandausbildung - 1 Tote und 2 leicht Verletzte, 2 Verletzte bei vorangegangenem Zwischenfall

(ar) Baltimore/MD (USA) - Bei einer Realbrandausbildung in einem leer stehenden Gebäude kollabierte eine Teilnehmerin aus bislang ungeklärter Ursache und verstarb später im Krankenhaus.

Ausbilder hatten im 1. OG des verlassenen Reihenhauses einen Brand gelegt, um einem Grundlehrgang in der Brandbekämpfung auszubilden. Die Teilnehmerin war im 2. OG zu Ventilationszwecken eingesetzt, wo sie kollabierte. Sie wurde unverzüglich in ein Krankenhaus eingeliefert, verstarb dort jedoch.

Während der Rettung des Opfers zogen sich zwei weitere Feuerwehrdienstleistenden leichte Verbrennungen zu, weswegen sie in einem Krankenhaus behandelt wurden.

Während der Ausbildungseinheit wurden laut der Feuerwehr Baltimore die einschlägigen Sicherheitsvorschriften eingehalten. So hätte u.a. ein Sicherheitstrupp zur Verfügung gestanden, eine zweite Schlauchleitung von Ausbildern bemannt gewesen, ein Safety Officer hätte die Ausbildung überwachte und mehrere Ausbilder und erfahrene FA wären anwesend gewesen.

Eine gesundheitliche Vorschädigung des Opfers ist nicht bekannt, die Todesursache wird weiterhin untersucht.

Die Feuerwehr Baltimore und andere Behörden, darunter Polizei und das ATF (Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives), begannen eine detaillierte Untersuchung des Vorfalls.

Die Feuerwehr Baltimore nutzt leer stehende Häuser nach vorangeganger besonderer Behandlung für Realbrandausbildungen, da die Besonderheiten der Bauweise in der Stadt so am effektivsten kennen gelernt werden könnten, so die Feuerwehr. Daneben besitzt die Feuerwehr Baltimore auf dem Gelände ihrer Feuerwehrschule ein Brandhaus, das für diese Zwecke auch eingesetzt wird.

Nach diesem Unfall kam es in der öffentlichen Meinung zu Diskussionen darüber, ob die Realbrandausbildung in leer stehenden Gebäuden in der bisherigen Form sinnvoll ist. In weiten Teilen der USA wird davon abgesehen, da Umweltschutz- und Sicherheitsbedenken bestehen und oft auch entsprechende Brandhäuser als Alternative zur Verfügung stehen. Freiwillige Feuerwehren in ländlichen Gebieten der USA praktizieren diese Form der Ausbildung öfter, da ihnen häufig keine entsprechenden Alternativen in Form von Brandhäusern o. ä. zur Verfügung stehen.

Der Leiter der Abteilung Ausbildung der Feuerwehr Baltimore, der Leitende Ausbilder und ein weiterer Ausbilder wurden aufgrund des Unfalls vom Dienst suspendiert. Berichten zufolge wurde die NFPA 1403 (Norm für die Realbrandausbildung) und verwandte Vorschriften nicht vollständig befolgt.

Vertreter der Feuerwehrgewerkschaft von Baltimore berichteten, dass die Regel verletzt wurde, nur eine Brandstelle zu schaffen; mindestens zwei und bis zu fünf Brandstellen sollen vorhanden gewesen sein. Auch der Sicherheitstrupp war laut den Gewerkschaftsvertretern nicht ausreichend ausgerüstet und bemannt. Der Trupp soll aus nur einem Ausbilder und drei untrainierten Auszubildenden bestanden haben, im Gegensatz zur Forderung nach erfahrenem Personal. Am Rohr des Sicherheitstrupps soll kein Wasser vorhanden gewesen sein und weitere Rettungsausrüstung gefehlt haben.

Inzwischen gab die Feuerwehr Baltimore bekannt, dass am Tag vor dem tödlichen Unfall zwei weitere Auszubildende verletzt wurden; sie zogen sich bei einer ähnlichen Übung Verbrennungen ersten Grades an einer Hand und einer Wange zu. Ein Vertreter der Gewerkschaft sagte, solche Vorfälle hätten dazu führen müssen, dass ähnliche Ausbildungen abgesetzt oder mit verbesserten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt hätten werden müssen.

Gewerkschaftsvertreter äußerten auch Zweifel darüber, ob ein Safety Officer bestimmt worden war und ob dieser seine Aufgabe gewissenhaft erfüllte.

Bis zur vollständigen Aufklärung des Unfalles wurden von der Feuerwehr Baltimore alle Realbrandausbildungen ausgesetzt.

Quellen: FFCC I, FFCC II, Firehouse.com I, Firehouse.com II, http://www.firefightingnews.com, Newsletter Firefighterclosecalls.com, Baltimore Sun Zeitung

Update vom 06.09.2007 - Abschlussbericht veröffentlicht

(ar) Baltimore/MD (USA) - Nach einem vorläufigen Bericht der Feuerwehr Baltimore zum tödlichen Unfall bei der Realbrandausbildung wurde nun der Abschlussbericht zum Unfall von einer unabhängigen Untersuchungskommission veröffentlicht.

Im Anschluss wird eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Berichtes dargestellt.

Eine ausführlichere, deutsche Zusammenfassung des Untersuchungsberichtes finden Sie im Downloadbereich.

Allgemeine Empfehlungen zur Verbesserung

Das Opfer verstarb schließlich in einem Krankenhaus aufgrund von thermischen Verletzungen und Erstickung.

Quelle: Untersuchungsbericht der Unfallkommission

- Realbrandausbildung - zwei verletzte FA

(ar) Palisade/CO (USA) - Bei einer Realbrandausbildung in einem verlassenen Haus kam es zu Verbrühungen und Dehydrationserscheinungen bei zwei übenden FA. Die Verletzungen resultierten aus Überanstrengung und mangelnder Flüssigkeitsaufnahme nach der Übung.

Auch wenn hierbei glücklicherweise keine schwerwiegenden Verletzungen zu verzeichnen waren, ist dieser Zwischenfall dennoch eine Warnung, dass derartige Ausbildungsveranstaltungen gut geplant, durchgeführt und kontrolliert werden. Anerkannte Standards sollten dabei eingehalten werden.

Quelle: Newsletter FFCC

- SiTr-Übung - Kreislaufkollaps eines FA

(ar) Bergrheinfeld - Bei einer SiTr-Übung erlitt ein FA nach Abschluss der Übung einen Kreislaufkollaps.

Beginn der Übung war um 19:00 Uhr. Der Verunfallte war Bestandteil des SiTr, der im Verlauf der Übung einen AGT im Gerätehaus ebenerdig retten musste.

Nach der Übung (Dauer: ca. 30 min) erlitt ein FA während der Nachbesprechung einen Kreislaufzusammenbruch. Der Rettungsdienst wurde hinzugezogen, eine Untersuchung ergab keine weiteren Auffälligkeiten. Der Patient erholte sich schnell und bedurfte keiner weiteren Behandlung.

Nach eigener Auskunft hatte der Patient im Laufe des Tages zu wenig getrunken, worauf die Beschwerden zurückgeführt wurden. Wahrscheinlich spielte auch das warme Wetter eine Rolle: schwül, ca. 20 °C, 96 % relative Luftfeuchtigkeit.

Maßnahmen

Beim betroffenen FA (Alter: 20 Jahre, letzte G 26.3 zum Unfallzeitpunkt 9 Monate alt) wurde eine erneute G 26.3. angeordnet. Bis zu deren Absolvierung wird der FA nicht mehr unter Atemschutz eingesetzt.

Als weitere Maßnahme werden die Ausbilder vor Übungen in stärkerem Maße als bisher explizit und formalisiert durch Nachfrage prüfen, ob die Teilnehmer im Vorfeld ausreichend getrunken und gegessen haben oder sonstige gesundheitliche Beeinträchtigungen vorliegen, da eine Betonung der Eigenverantwortung (FwDV 7) anscheinend nicht immer ausreichend ist.