- Zimmerbrand - Problem mit Überdruckgerät
(ar) Korntal-Münchingen. Wir bekamen als Trupp der DLK den Auftrag, die Fenster der West- und Südfront abzufahren und ggf. Fenster zu öffnen, anschließend unter Mitnahme eines C-Rohres den Innenangriff zu unterstützen. Beim Übersteigen in ein Fenster an der Südseite (Bild: von der rechten DLK auf der Gebäuderückseite) verschob sich meine Maske etwas, konnte aber vermeintlich wieder korrigiert werden, da kein Abblasgeräusch wahrnehmbar war.
In der ca. 120 m² großen Wohnung stießen wir auf den Angriffstrupp der Abt. Münchingen. Da diesem Trupp der Luftvorrat zu Neige ging, übernahmen wir dessen Rohr (unseres wurde von einem folgenden Trupp zur DLK zurückgenommen) und gingen weiter in den Brandraum vor.
Die Hitzeeinwirkung war trotz niederster Gangart relativ groß (Visiere am Helm defekt, taktische Zeichen z. T. abgelöst) auch von der Rauchentwicklung her war nahezu Nullsicht, Feuer war schwer zu erkennen. (Es stellte sich später heraus, daß durch das Abbrennen der Rollladengurte alles hermetisch verschlossen war und es zu einem klassischen Schwelbrand kam).
Unser heruntergefallenes HFG war ebenso wenig zu ertasten im Brandschutt, wie auch ein ablesen der Manometer nicht möglich war. (Wie oft liest man wirklich das Manometer ab, solange man beschäftigt ist, wenn man ehrlich zu sich selbst ist?).
"Gefühlsmäßig" waren wir noch nicht lange im Innenangriff, eine ASÜ (Atemschutzüberwachung) war nicht vorhanden.
Beim Erreichen des Brandraumes ertönte mein Restdruckwarner, gleichzeitig machte mich mein Truppmann durch ziehen am PA darauf aufmerksam.
Beim Rückzug wurde noch ein nachfolgender Trupp von mir in die Lage eingewiesen, dann begaben wir uns Richtung Wohnungsausgang. Plötzlich zog sich meine Maske ans Gesicht. Eiligst nahm ich Maske und Helm ab, und versuchte das Fenster, durch welches wir eingestiegen waren, mit möglichst wenig Atemzügen zu erreichen.
Durch die DLK wurden wir dann abgeholt und vom Rettungsdienst kurz durchgecheckt.
Ein Manometervergleich ergab, das der Truppmann noch 110 Bar zur Verfügung hatte (300 bar CFK Ein-Flaschen-Geräte). Die Zeit zwischen Ertönen der Restdruckwarnung und Ende des Luftvorrates war sehr kurz.
Wir hatten den Rückzug sofort beim Ertönen angetreten, die Lageeinweisung war der einzige, drei Sätze lang dauernde Stop.
Bemerkung in eigener Sache
Leider wurde dieser Vorfall damals in unserer Feuerwehr nicht publik gemacht und auch nicht aufgearbeitet.
Ich kann aus eigener Erfahrung nur an alle Atemschutzgeräteträger, insbesondere an die Führungskräfte darunter, appellieren, derartige Vorkommnisse ernst zu nehmen und entsprechendes Notfallmanagement zu üben.
Leider oder besser glücklicherweise(?), reicht bei der überwiegenden Anzahl der Einsätze unter PA die Flaschenfüllung reichlich aus, so dass eine scheinbare Routine entsteht (Vgl. Unfallbericht Köln: was ist "erfahren" in Bezug auf die Anzahl der Einsätze bzw. Dienstzeit im Verhältnis zur tatsächlich unter PA gearbeiteten Zeit?).
Internetseiten wie diese hier tragen in sehr guter Weise dazu bei, derartige Informationen und Erlebnisse breit zu streuen und anderen die Möglichkeit zu geben, sich durch richtige Einsatzvorbereitung davor zu bewahren.
Quelle:
Hans Jörg Stellmacher, OBM
Zugführer 2. Zug Abt. Korntal
FF Korntal-Münchingen
Bildquelle: Mit freundlicher Genehmigung von Alfred Drossel (Ludwigsburger Zeitung)