Beinaheunfälle im Jahr 2004

(3 Zwischenfälle)

Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.


- Wohnungsbrand – Personensuche – Sturz – Flaschenventil beschädigt

(bl) Osnabrück (Niedersachsen). Während der Personensuche in einer Wohnung (parallel zur Brandbekämpfung durch den 1. Angriffstrupp) rutschte ein Kollege des 2. Angriffstrupp aus. Der Trupp ging bei schlechter Sicht aufrecht vor und tastete sich mit Axtstiel und Bein vor. Eine Stufe konnte so erkannt werden. Der nicht zu erkennende Übergang von Holz- zu Fliesenboden (verrußte Fliesen) führte jedoch zum Verhängnis, ein Kollege rutschte aus (nach hinten gefallen). Dieser konnte seine Arbeit jedoch sofort wieder fortsetzen.

Nach Einsatzende konnte das Flaschenventil nicht mehr geschlossen werden. Die Flasche wurde vollständig entleert und dem Hersteller zur Überprüfung und Reparatur zugesandt.

Das aufrechte Vorgehen wird für angemessen gehalten, so konnte die große und verwinkelte Wohnung schnell abgesucht werden. Gute Dienste leistete eine Axt die mit dem Stiel nach vorne als verlängerter Arm genutzt wurde. Räume und Betten konnten so effektiv abgesucht werden. In warmen Bereichen und bei absoluter Nullsicht wurde der Seitenkriechgang angewandt.

Quelle: Feuerwehr Osnabrück

- rechtzeitiger Rückzug - Rauchdurchzündungen

Flammen schlagen aus dem Fenster (bl) Mainz (RP). Nachdem ein Notruf mit dem Stichwort "Rauchentwicklung aus dem ersten Obergeschoß" einging, wurden ein Löschzug (ELW, HLF und DLK) der zuständigen Feuerwache 2 und ein Hilfeleistungslöschfahrzeug der Feuerwache 1 alarmiert.

Beim Eintreffen der ersten Kräfte vor Ort drang aus mehreren Stellen Rauch aus dem ersten Obergeschoß des dortigen Geschäftes. Die Einsatzkräfte mussten sich gewaltsam Zugang ins Gebäude verschaffen. Dazu wurden mehrere Fensterscheiben eingeschlagen. Hinter der Fensterfront befand sich eine geschlossene Spanplattenkonstruktion, die mit einer Kettensäge geöffnet werden musste. Erst dann konnte mit den Löscharbeiten begonnen werden und das Schadensausmaß wurde sichtbar.

Es kam daraufhin zu mehreren Durchzündungen in der gesamten Etage. Da das Feuer sehr spät entdeckt worden war, hatte es sich bereits in der gesamten ersten Etage ausgebreitet, auch auf der Gebäuderückseite platzten die Scheiben. Die Löscharbeiten gestalteten sich extrem schwierig, da der gesamte Bereich mit Verkaufs- bzw. Lagerregalen und Ware zugestellt war. Die ersten Löschmaßnahmen konnten daher nur von außen über die Drehleiter vorgenommen werden. Kollegen kamen nicht zu Schaden.

Der erste Trupp spürte einen Temperaturanstieg durch die Überbekleidung, der so heiß war, dass sie den Raum verlassen haben. Gleichzeitig veränderte sich die Farbe des austretenden Rauches in pechschwarz. Auch war ein deutlicher Druckanstieg des austretenden Rauches zu sehen, in Verbindung mit einem Grollen oder Brummen in der Brandstelle. Zum Zeitpunkt der Durchzündung waren daher keine Trupps mehr in der Brandstelle. Trotz des massiven Einsatzes von zwei Wenderohren durch zwei relativ große Öffnungen (je ca. 3 m²) erfolgten in einem Zeitraum von ungefähr 30 Minuten noch zwei weitere Durchzündungen.

Quelle: Michael Engelhardt, Feuerwehr Mainz

- Aus banalen Nachlöscharbeiten wurde Zimmerbrand - LA verloren

(js) Osnabrück (Niedersachsen). Unter dem Stichwort Gebäudebrand wurde der Löschzug und die zuständige FF zu einer englischen Kaserne alarmiert.

Außen konnte an der Soldatenunterkunft, die in etwa 10 x 60m groß und dreigeschossig war, weder Feuer noch Rauch festgestellt werden. Alle Einwohner standen auf dem Parklatz, ein akustischer Feueralarm war deutlich wahrnehmbar. Der erste Angriffstrupp und ein Drucklüfter wurden bereitgestellt. Zur Erkundung ging ein englischer Offizier mit C-Dienst und einem Gruppenführer in den Treppenraum und erläuterte auf englisch, dass es in einem Badezimmer gebrannt hatte, das Feuer aber gelöscht sei. Im 2. OG zeigte er uns einen Trockenraum, in dem mehrere Bekleidungsstücke gebrannt hatten, aber durch die Vornahme eines Wandhydranten gelöscht worden waren. Im 2. und 3. OG war eine leichte bis moderate Rauchentwicklung festzustellen.

Daraufhin wurde ein Angriffstrupp, mit Brechwerkzeug und Kübelspritze ins 2. OG beordert und der Drucklüfter in Betrieb genommen. Der Angriffstrupp erhielt den Auftrag mit Nachlöscharbeiten zu beginnen und die Entrauchung zu unterstützen. Der Angriffstruppführer begab sich dazu in das 3. OG um ein geeignetes Fenster zu öffnen, der CD wieder auf den Vorplatz. Der Sicherheitstrupp wurde vom zweiten Löschfahrzeug gestellt.

Während kurz danach durch den CD Einsatzmittel entlassen wurden, meldete der Angriffstruppführer Feuer und starke Rauchentwicklung im 3.OG, allerdings mit starken Nebengeräuschen. Der CD forderte eine Erkundung und Bestätigung durch den Gruppenführer an und ließ durch Maschinist und einem weiteren FA eine C-Leitung aufbauen und rief die entlassenen Kräfte zurück. Es stellte sich heraus, dass unabhängig vom ersten Brandherd ein zweiter im 3. OG vorhanden war, der allerdings schnell bekämpft werden konnte. Die wieder eingetroffenen Kräfte stellten zwei weitere Trupps zur Entrauchung und Kontrolle weiterer Räume.

Bei den Maßnahmen zur Brandbekämpfung verlor der Angriffstruppführer seinen Lungenautomaten, er begab sich in einen rauchfreien Raum und schloss den Lungenautomaten wieder an. Er teilte dem CD diesen Vorfall später mit.

Erkenntnisse

Eine Nachbesprechung wurde um 22.40 Uhr durchgeführt.

Quelle: Feuerwehr Osnabrück

Anmerkung

Das "selbstständige Lösen" der Verbindung Atemanschluss-Lungenautomat ist keine Seltenheit (siehe Vorfälle), zudem ist die Dunkelziffer sehr hoch. Allzu oft werden diese Vorfälle bagatellisiert und nicht gemeldet! Daher bitten wir nochmals um jede Meldung an Atemschutzunfaelle.eu bzw. an das Referat 8 der vfdb (Unfallanalyse ).