Unfallbericht für das CGDIS Luxemburg (Atemschutznotfall bei Dachstuhlbrand)
(bl) Rumelange (Luxembourg). An einem sommerlichen Tag erlitt ein Atemschutzgeräteträger eine Hitzeerkankung. Dem Feuerwehrmann wurde während der Brandbekämpfung schwarz vor Augen. Nach seinem eigenständigen Rückzug aus dem direkten Gefahrenbereich, wurde ein Maydayruf abgesetzt.
Im Nachgang der internen Nachbesprechungen wurde ein externer Untersuchungsbericht vom Corps grand-ducal d'incendie et de secours (CGDIS) bei Atemschutzunfaelle.eu angefragt. In Anlehnung des Reports zu einem Ausbildungsunfall in 2019 wurde erneut die sicherheitswissenschaftliche Unfallanalyse und die Erarbeitung der zu ziehenden Lehren gefordert. Zudem wurde das bestehende Atemschutz-Notfallmanagement bewertet und Empfehlungen ausgesprochen.
Die aufwendige Analyse startete mit einer dreistündigen Videokonferenz, die am 28. Juli 2020 von Björn Lüssenheide moderiert wurde. Er stellte die generelle Arbeit von Atemschutzunfaelle.eu und insbesondere die Herangehensweise zur Analyse vor. Im Anschluss wurde der gesamte Einsatzablauf, der Zwischenfall und der Tag aus Sicht des kollabierten Feuerwehrmanns rekonstruiert. Hierzu wurde u.a. eine Whiteboard-Funktion genutzt. In den anschließenden Wochen wurden von Adrian Ridder und Björn Lüssenheide alle Puzzleteile sortiert und bewertet. Weitere Telefonate, eMails sowie der Austausch vorhandener Unterlagen zum Einsatz selbst und zu den relevanten Konzepten im CGDIS folgten.
Ergebniszusammenfassung (Executive Summary):
Am 25. Juni 2020 ereignete sich in einem Wohn- und Geschäftshaus ein Dachstuhlbrand in der Rue Jean-Pierre Bausch 2, L 3713 Rumelange. Um 19.32 Uhr erlitt ein Atemschutzgeräteträger einen medizinischen Notfall. Ein Atemschutzgeräteträger kollabierte im 6. Obergeschoss und musste aus dem Gefahrenbereich gerettet werden. Im vorliegenden Bericht wird dieser Zwischenfall untersucht. Ein Feuerwehrmann erlitt während der Brandbekämpfung im Innenangriff eine Kreislaufstörung mit resultierender Bewusstlosigkeit. Durch eine strukturierte Nachbereitung des Zwischenfalls wurde mit allen Beteiligten der Verlauf des Tages rekonstruiert. Mit der TRIPOD-Methodik wurden Ursachen und fehlende bzw. unwirksame Barrieren identifiziert. Aus dieser Analyse wurden Maßnahmen abgeleitet, wie künftig derartige und ähnliche Zwischenfälle vermieden werden können. Diese Maßnahmen sind zusammengefasst:
- Evaluation der Alarm- und Ausrückeordnung
- Standardisierung der Atemschutzüberwachung
- Optimierte Sensibilisierung und Unterstützung bei der Aufrechterhaltung der körperlichen Belastbarkeit von Atemschutzgeräteträgern
- Weiterentwicklung der Einsatztaktik zum kombinierten Innen- und Außenangriff, insbesondere bei Bränden in schwer erreichbaren Hohlräumen
Darüber hinaus wurden weitere Maßnahmen allgemeiner Natur vorgeschlagen (Entwicklung von Vorgaben zur Atemschutzweiterbildung am CIS, Persönlicher Atemschutznachweis, Etablierung der Funktion „Sicherheitsassistent“ im Einsatz- und Übungsdienst). Im weiteren Verlauf wurde die Umsetzung des bestehenden Atemschutz-Notfallmanagement-Konzeptes bei diesem Einsatz untersucht und Optimierungspotentiale aufgezeigt. Dazu gehören:
- Optimierung der Sicherheitstrupp-Tasche
- Etablierung eines „Schweren Sicherheitstrupps“
- Anpassung der Kommunikationsstruktur gem. der Zuständigkeiten des Sicherheitstrupps
- Intensivierung der SiTr-Ausbildung im ARI I.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass mit der hier gewählten Form der Unfallaufbereitung das CGDIS vorbildlich gehandelt hat. Das CGDIS kann mit der Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen die bestmöglichen Konsequenzen aus diesem Unfall ziehen.
Auszüge aus dem Unfallbericht:
Anmerkung: Wir bitten um Verständnis, dass der Unfallbericht nicht mit allen Details veröffentlicht werden kann.
Quelle: Unfallbericht, erstellt durch Atemschutzunfaelle.eu im Auftrag des Corps grand-ducal d'incendie et de secours
Fotos/Grafiken: Geoportal Luxemburg, Corps grand-ducal d'incendie et de secours, Dr. Adrian Ridder und Björn Lüssenheide (Verfasser)