Probleme mit Atemanschlüssen - Hitzebeständigkeit

Fall 1

Bei einem Durchgang in einer Rauchdurchzündungsanlage entstanden Schäden an der PA-Begurtung (Reißverschluss) und die Sichtscheibe eines Atemanschlusses schäumte auf. Eine Gefahr für den Träger bestand nicht, da die Sichtscheibe nach Innen unversehrt blieb. In dieser Anlage war es der erste Auszubildende dessen Maske aufschäumte.

Lesen Sie den Bericht des betroffenen Feuerwehrmannes:

Atemanschluss mit aufgeschäumter Scheibe "Ich war im ersten Durchgang an dritter Stelle. Der jenige, der im ersten Durchgang ganz vorne war blieb dort sehr lange. Der im zweiten Durchgang ganz vorn war auch. Als ich dann ganz vorn war und nach hinten rotierte musste ich feststellen, dass schon einige draußen waren (fast die Hälfte). Somit war ich nicht an 6. oder 7. Stelle sondern noch mal an der 3. Stelle. Ein häufigeres Rotieren wäre mit Sicherheit besser gewesen, so hätte man die Möglichkeit gehabt sich langsam an die persönliche körperliche und psychische Grenze heran zu tasten. So war ich gezwungener Maßen die ganze Zeit in der vorderen Hälfte bzw. im vorderen Drittel. Wie ich mich fühlte: Als ich das zweite Mal ganz vorne war, merkte ich nach der ersten Durchzündung, dass meine körperliche Grenze allmählich erreicht ist. Ich wollte gerade noch mal nach hinten wechseln um "etwas abzukühlen", da wunderte ich mich über plötzliche Sichteinschränkung und über einen komischen Kunststoffgeschmack. Nun wurde mir klar was passierte, meine Maske schäumte auf. Ich wusste nicht, ob die Maske evtl. gleich ein Loch bekommt oder sich das Aufschäumen über die ganze Maske fortsetzt. Ich bemühte mich aber trotzdem ruhig zu bleiben und wies die Anderen im Container auf mein Problem hin. Die machten schnell Platz so dass ich schleunigst aus dem Container heraus kam. Draußen angekommen kühlte ich erstmal meine Stiefel und tastete vorsichtig die Maske ab. Sie war inzwischen schon wieder hart. Alles in einem war es schon ein mulmiges Gefühl, aber wenn man mal darüber nachdenkt, hatte die Maske ihren Zweck gut erfüllt. Sie ist nur nach außen aufgeschäumt, kein bisschen nach innen. So wurde ich gewarnt, dass es an der Zeit ist den Container zu verlassen. Wichtig ist die Nerven zu behalten um nicht in Panik auszubrechen. Die Maske wurde absolut nicht undicht. Dass Kunststoffe bei so starker Erwärmung Gase entwickeln, die riechen und schmecken, ist normal. So erkläre ich mir den komischen Kunststoffgeschmack, den ich auch schon lange vorher bemerkte, aber nicht so stark."

Beachten Sie bitte auch das Exam-Infoblatt 6: Einsatzgrenzen bei thermischer Belastung, inkl. Erläuterungen.

Fall 2

Beschädigter Atemanschluss ohne F-Kennzeichnung von MSA Zwischenfall mit einer Vollmaske AUER 3 S. Im Rahmen eines Durchgangs in einer RDA kam es an einer Vollmaske AUER 3 S infolge thermischer Einwirkung zum Verwerfen einer Sichtscheibe. Die Sichtscheibe hatte keine Kennzeichnung "F" und somit keine Zulassung zur Verwendung im Feuerwehrbereich. Nach Auskunft der Fa. AUER werden keine Polycarbonatscheiben ohne "F"-Kennzeichnung mehr ausgeliefert. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass Sichtscheiben zur Verwendung an Atemanschlüssen (Masken) der Feuerwehren über diese Kennzeichnung verfügen. Es ist denkbar, dass Restbestände der ehemaligen Behördenselbstschutzgruppen im Umlauf sind. Diese Masken haben in der Regel keine Sichtscheibe "F" verbaut und dürfen somit auch nicht bei Feuerwehreinsätzen oder beispielsweise Realbrandausbildung eingesetzt werden.

Hinweis: Werden ausgemusterte Atemanschlüsse als Übungsmasken verwendet, müssen diese eindeutig gekennzeichnet werden! Für Realbrandübungen sind selbstverständlich Einsatzmasken zu verwenden. Unterschiedliche Lagerungsorte und eindeutige Kennzeichnungen von Übungsmasken, z. B. durch Lackierung, Nullsicht (z. B. durch Drahtbürste) oder Aufkleber müssen eine Verwechslung sicher ausschließen.

Fall 3, 15. November 2005

Übungsablauf

(bl) Beschädigter Atemanschluss ohne F-Kennzeichnung aus Bruchsal Bruchsal (BW). Bei einer Wärmegewöhnungsübung in der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg waren insgesamt acht Feuerwehranghörige und ein Ausbilder der LFS im "Wohnzimmer" des Brandhauses anwesend. Die persönliche Schutzausrüstung war bei allen Teilnehmern in vorbildlicher Weise gegeben. Während der Übung wurden immer wieder die Plätze getauscht, so dass auch jeder Teilnehmer in die Nähe der Flammen kam. Die Wärmestrahlung wurde immer wieder "erfühlt", d. h. die Teilnehmer standen auf und gingen wieder in die Hocke. Hierbei wurden in regelmäßigen Abständen auch die Handschuhe ausgezogen, um ein Gefühl für die Wärmestrahlung zu erlangen. Während dieser Maßnahmen konnte auch ich den Platz in unmittelbarer Nähe des Feuers einnehmen. Der Abstand betrug ca. 120 cm zur gasbefeuerten Anlage. Plötzlich konnte ich einen starken, beißenden Kunststoffgeruch wahrnehmen. Unmittelbar danach wurde die Maskenscheibe von der Seite zur Mitte hin milchig-trüb. Die Scheibe fing an zu "kochen", d.h. es bildeten sich kleine Bläschen. Ich gab dem Ausbilder Handzeichen, woraufhin er mich unverzüglich aus dem Raum "schob" und mir entsprechende Verhaltensregeln nannte. Aufgrund der schnellen Reaktion und der kurzen Wege konnten gesundheitliche Schädigungen verhindert werden.

Konsequenzen

Die Scheibe wurde am darauf folgenden Tag durch die Atemschutzwerkstatt der LFS Bruchsal geprüft und ausgetauscht. Die Maske selbst wurde drei Tage später von der Atemschutzwerkstatt Offenburg eingezogen und geprüft. Sowohl die LFS als auch die Atemschutzwerkstatt und der Lieferant der Maske haben Kontakt mit dem Hersteller der Maske aufgenommen. Fakt ist, dass die Scheibe nicht über das für Feuerwehren notwendige "F"-Prüfzeichen verfügt hat. (Position: Mitte der Scheibe, am unteren Rand). Die Scheibe war also nicht für den Feuerwehrgebrauch bestimmt, da sie nicht wärmebeständig ausgelegt war. In unserer Feuerwehr wurden unverzüglich alle Masken daraufhin überprüft. Das Ergebnis war erstaunlich: Weitere fünf Masken mussten ebenfalls ausgetauscht werden.

Quelle: G. Schulz, FFw. Gengenbach