Brandschutzkleidung
In der EG-Richtlinie 89/686/EWG (von Dezember 1989, geändert 1996) findet man unter Punkt 3 "Risikorelevante Zusatzanforderungen an alle PSA" den Unterpunkt 3.6 "Schutz gegen Hitze und/oder Feuer". Dort steht: "Unter den vorhersehbaren Einsatzbedingungen muss die Wärmemenge, die durch diese PSA auf den Benutzer übertragen wird, so gering sein, dass die während der Tragedauer im geschützten Körperteil akkumulierte Wärme in keinem Fall die Schmerzgrenze oder gesundheitsschädigende Werte erreicht.
"
Im Klartext heißt das: Im Innenangriff muss die Haut komplett bedeckt sein, die Schutzkleidung muss aus einer mehrlagigen Überkleidung bestehen.
An dieser EG-Richtlinie (CE-Kennzeichen) orientieren sich beispielsweise die Euronormen EN 659 für Feuerwehrschutzhandschuhe und EN 469 für Feuerwehrschutzkleidung sowie die HuPF (die in Deutschland von fast allen Bundesländern eingeführt wurde).
Die EN 469 "Schutzkleidung für die Feuerwehr" wurde bereits im Mai 1995 verabschiedet. Naturgemäß muss ein Feuerwehr-Bekleidungssystem in erster Linie die Schutzanforderungen gegenüber Flammeneinwirkung erfüllen. Weit verbreitet waren vor nicht allzu langer Zeit Schutzkleidungen aus probanierter Baumwolle (Baumwolle ist von Natur aus brennbar) und aus Leder (schrumpft sehr stark). Mancherorts wurde das Problem der mangelnden Schutzkleidungen schon vor Verabschiedung der EN 469 erkannt. Schutzanzüge aus Schurwolle und Aramidfasern wurden/werden bei manchen Feuerwehren getragen. Wie weit die meisten deutschen Feuerwehren hinter der Zeit liegen zeigt der Artikel Geschichte.
Die Wichtigkeit von einer Schutzkleidung nach EN 469 zeigen sehr deutlich zahlreiche Unfälle und Versuche.
Überhosen
Wenn man sich die Erfahrungsberichte einiger Berufsfeuerwehren (z. B. Braunschweig, Düsseldorf ...) ansieht, so dürften eigentlich keine Zweifel mehr aufkommen: Überhosen ergeben Sinn! Eine Unterscheidung zwischen BF und FF ist nicht hinnehmbar und kann nicht begründet werden (gleiche Aufgaben ...). Auch in dem Folienheft "Brandgefährlich" (von 2000) der Feuerwehr-Unfallkassen und im Feuerwehr-Magazin 6/02 "Einsatzkleidung RICHTIG tragen" wird auf die komplette Schutzkleidung (inkl. Überhose) hingewiesen. Gute Argumentationshilfen finden sich auch in dem Buch "Einsatzpraxis Atemschutz" (siehe Webshop). Nebenbei bemerkt erfüllen einfache Hosen mit Sicherheit nicht die EG-Richtlinie 89/686/EWG. Ein Wärmefenster, treffender als "Hitzeschutzlücke" zu bezeichnen, ist somit nicht mehr vertretbar.
Unter der Überhose (z. B. HuPF 4a) muss eine Unterkleidung getragen werden. Auch bei Überhosen, wie z. B. nach HuPF 4b, empfiehlt sich das Tragen einer einfachen Feuerwehr-Arbeitshose.
Kniepolster
Überhosen sollten auf jeden Fall gute Kniepolster haben (vgl. Testreihe der Fw Düsseldorf). Vorteilhaft sind Kniepolster, die vor der Reinigung von Innen zu entnehmen sind. Nachteile weisen Kniepolster auf, die von Außen entnommen werden müssen. Bei diesen Modell kommt es eher zu Verschmutzungen und Beschädigungen der Kniepolster. Auf dem rechten Bild sehen Sie eine solche Überhose nach einem Durchgang in einer Rauchdurchzündungsanlage. Beide Kniepolster sind beschädigt worden, auf einer Seite lässt sich das Kniepolster gar nicht mehr entnehmen, es schmolz fest.
Leichte Schutzkleidung
Nicht zu verachten ist die leichte Schutzkleidung die auch weiterhin beschafft werden sollte. Für Einsätze außerhalb des Gefahrenbereiches reicht diese vollkommen aus. Maschinisten oder Führungskräfte halten sich in der Regel nur außerhalb des unmittelbaren Brandstellenbereiches auf. Gleiches gilt für alle Feuerwehrangehörigen ohne Atemschutzgerät. Ferner ist es für Hilfeleistungen, Aufbau der Wasserversorgung etc. von Vorteil die Arbeiten mit dünner Bekleidung durchzuführen. Mit einer solchen "Marscherleichterung" kann gesundheitlichen Schäden vorgebeugt werden.
Probleme durch die verbesserte Schutzkleidung
Seit Einführung der "neuen" Schutzkleidung (EN 469 seit 1995) wird von erhöhten Kreislaufproblemen berichtet. In der inoffiziellen Unfalldatenbank Atemschutzunfaelle.eu findet man jedoch nur sehr wenig Meldungen. Dennoch sind mögliche Probleme nicht zu vernachlässigen und erfordern einige Hinweise.
Der Flüssigkeitsverlust der Atemschutzgeräteträger ist, durch die absolut notwendige, bessere Schutzwirkung bei Durchzündungen etc., gestiegen. Diesem Problem kann durch Ruhephasen zwischen zwei Innenangriffen entgegengewirkt werden. Die Pausenzeit sollte dabei der verdoppelten Einsatzzeit entsprechen. Nach einem 20-minütigen Innenangriff sind demnach 40 Minuten Pause ratsam. Nicht zu vergessen ist, dass die Schutzkleidung trocken sein muss, um einer Verbrühungsgefahr vorzubeugen. In der Praxis werden 40 Minuten nur selten reichen, so dass die Alarm- und Ausrückeordnung bzw. die frühzeitige Nachalarmierung sehr wichtig ist.
Des weiteren kann durch die Anpassung der Ausrüstung die Arbeit der Atemschutzgeräteträger erleichtert werden: z. B. durch die Verwendung von Compositeflaschen, Abschaffung des Sicherheitsgurtes, angemessene Werkzeuge etc.
Sehr wichtig ist natürlich die Aufnahme von Flüssigkeit zur Rehydrierung. Aus diesem Grunde werden bei vielen Feuerwehren Getränke bzw. Mineralwasser mit reduziertem Kohlensäuregehalt auf den Einsatzfahrzeugen mitgeführt. Mit einfacher Apfelschorle wurden die besten Erfahrungen gemacht. Die Vorhaltung von Getränken ist natürlich auch für Gefahrguteinsätze, Waldbrände und andere anstrengende Einsätze dringend notwendig. Pro Atemschutzgeräteträger sollten mind. 1,5 l Wasser/Apfelschorle vorgehalten werden. Empfehlenswert ist das Trinken bereits während der Anfahrt! Zumindest bei längeren Anfahrten (> 1 Minute) ist es zeitlich kein Problem vor dem Anlegen der Maske etwas Wasser zu trinken.
Gerade in den Sommermonaten ist die Kühlung von Getränken notwendig. Eine Möglichkeit sind Kühlboxen aus dem Campingbedarf. Die Feuerwehr Miami-Dade (USA), im sonnenverwöhnten Florida, hat auf jedem Fahrzeug ein Fass mit Wasser und Eiswürfeln im Geräteraum (siehe rechtes Bild). Bedenken Sie aber bitte, dass die Getränke nicht zu kalt sein sollten.
Atemschutzunfaelle.eu weist mit Präventionsplakaten und in Vorträgen auf die Risiken des Innenangriff hin: