Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.
(bl) Hamburg. Fettbrand in einer Grillstube. Nach der notwendigen Öffnung einer Abzugshaube, lief flüssiges Aluminium über die Einsatzkleidung des Atemschutzgeräteträgers. Der Feuerwehrmann wurde im Kopfbereich verletzt und musste ambulant versorgt werden.
Quelle: Feuerwehr Hamburg
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung: Waldeck Fotografie und Seeger, Feuerwehr Hamburg
(bl) Elterlein (SN). Großbrand einer Möbelfirma. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stand eine 60 x 120 Meter große Halle in Vollbrand. Während der ersten Brandbekämpfung bricht das Dach der Halle ein. Etwa eine Stunde später kam es plötzlich zu mehreren Explosionen. Ein Atemschutzgeräteträger wurde dabei von dem Trümmerteil einer Gasflasche am Helm getroffen. Er stürzte zu Boden und war ca. 20 Sekunden bewusstlos. Nach einem Maydayruf wurde er in Sicherheit gebracht und anschließend in eine Klinik transportiert. Zudem versorgte der Rettungsdienst zwei weitere Kameraden mit Rauchgasintoxikationen.
(ks) Minden (NRW). Zwölf Feuerwehrleute haben sich zum Teil lebensgefährlich verletzt, als am Dienstag (11.Juli 2017) im Mindener Hafen (Kreis Minden-Lübbecke) eine Motoryacht explodiert ist. Die Einsatzkräfte waren zu einem Schwelbrand auf dem Boot alarmiert worden.
Um 22.23 alarmiert die Leitstelle den Löschzug der Berufsfeuerwehr Minden sowie die Löschgruppe (LG) Hahlen unter dem Einsatzstichwort “Rauchentwicklung Boot” zu dem Yachthafen. Ein Trupp geht unter Atemschutz auf das Boot. Plötzlich ändert sich die Farbe des Rauches – von weiß auf gelblich. Die darauf folgende Explosion erschüttert den Hafen. Durch die Druckwelle werden die Einsatzkräfte von der Yacht geschleudert. Das Boot hebt sich aus dem Wasser; Scheiben eines geparkten Pkw bersten.
Zwölf Feuerwehrleute und ein Polizist werden durch die Explosion verletzt. Die Kräfte reanimieren einen schwer verletzten Kameraden. Währenddessen informiert der Einsatzleiter die Leitstelle. Daraufhin löst der Disponent MANV-Alarm aus und fordert mehrere RTW und NEF sowie die Tauchergruppe der Feuerwehr Petershagen und einen Polizeihubschrauber an.
„Der reanimierte Feuerwehrmann schwebt nicht mehr in Lebensgefahr“ berichtet uns Polizeisprecher Ramon van der Maat von der Polizei Duisburg. „Auch die Taucher konnten ihren Einsatz abbrechen. Zwei zunächst vermisst gemeldete Personen meldeten sich im Nachgang bei der Polizei“, so van der Maat.
(bl) Zeulenroda-Triebes (Thüringen). Die Stützpunktfeuerwehr wurde um 22 Uhr zu einer starken Rauchentwicklung alarmiert. Der Einsatzort konnte von dem Notrufenden nicht ausreichend beschrieben werden, so dass die Suche einige Zeit in Anspruch nahm, bevor ein Bungalow in einem Waldgebiet gefunden wurde. Zudem kostete die Zufahrt über eine unbefestigte, schmale Zufahrt zusätzliche Zeit. Beim Eintreffen drang starker, dichter Brandrauch aus dem Holzhaus. Informationen über Bewohner fehlten zu diesem Zeitpunkt.
Um 22.31 Uhr ging der Angriffstrupp im Innenangriff zur Personensuche vor. Ein Sicherheitstrupp stand in Bereitstellung. Der Angriffstrupp ging mit einem Hooligan-Tool, C-Schlauch und Hohlstrahlrohr (115 l/Min) vor. Durch die Eingangstür wurde der Flur betreten: extreme Hitze, dichter Rauch bis ca. 1m über Boden. Nach dem Öffnen der Glasfront (Stirnseite des Flurs), konnte ein Feuerschein rechts vor dem Trupp erkannt werden.
Plötzlich stand der Maschinist (ohne Atemschutz) hinter dem Angriffstrupp und forderte den Angriffstrupp auf, die Tür im Flur rechts zu öffnen.
Der Angriffstrupp kam der Aufforderung nach, stellte eine Nullsicht fest und gab einen Sprühstoß Richtung Decke ab. Bei der weiteren Erkundung wurde festgestellt, dass auf der linken Seite eine ca. 80 cm hohe Zwischenwand aus Holz war, die durch eine Art Gitterrost erhöht wurde. Auf der rechten Seite befand sich ein Holzhaufen. Der Strahlrohrführer bewegte sich ca. 1m in den Raum, der Truppführer blieb im Türbereich.
Im gleichen Zeitraum, zwischen 22.31 und 22.34 Uhr, wurde ein Außenangriff (bis zu 400 l/Min.) auf den betroffenen Raum eingeleitet.
Im Innenangriff gab der Strahlrohrführer weitere Sprühstöße in die Rauchschicht ab und empfand links eine deutliche Wasserdampfbildung.
Um 22.34 Uhr erhielt der Angriffstrupp im Innenangriff den Auftrag "Kühlt die Decke - Durchzündung". Daraufhin wurde die Wasserabgabe in Richtung Decke erhöht und die Stellung der Strahlform ständig verändert. Durch den Einsatz der Wärmebildkamera wurde linksseitig ein Feuerschein erkannt, welcher kurze Zeit später auch ohne WBK sichtbar war. Die Löschmaßnahmen nach links wurden verstärkt. Der Strahlrohrführer empfand dabei ansteigende Hitze und musste den Einsatz schließlich abbrechen. Um 22.41 Uhr trat der Trupp den Rückzug an. Unmittelbar danach stand das ganze Gebäude in Flammen.
Verletzungen:
Der Strahlrohrführer zog sich Verbrühungen mit Blasenbildung an der linken Hand zu, der linke Arm hatte großflächige Rötungen. Die Erstversorgung wurde vom Rettungsdienst durchgeführt, bevor der Transport in das Krankenhaus durchgeführt wurde.
Schutzkleidung:
Schutzanzug DIN EN 469, Texport, PBI
Handschuhe, ESKA SIGA E PBI 8061
Feuerschutzhaube, 3-lagig
Probleme und Konsequenzen:
Trupp wurde von einer Einsatzkraft im Handeln beeinflusst -> Einhaltung der Befehlsstruktur
Hohlstrahlrohr (HSR) der zweiten Generation im Innenangriff -> typgleiche HSR beschaffen, benutzen, unterweisen
Zeitgleicher Außen- und Innenangriff -> Außenangriff niemals zeitgleich mit Innenangriff auf gleichen Raum vortragen
(bl) Neuss (NRW). Kellerbrand in einem Wohngebäude (Rohbau). Bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte drang bereits dichter Rauch aus den Öffnungen des Gebäudes, sodass umgehend die Alarmstufe erhöht wurde. Erkundungen ergaben schnell, dass es sich um ein leerstehendes Bauobjekt handelt und keine Personen in Gefahr sind. Sofort wurde ein Trupp mit einem Rohr in den Keller zur Brandbekämpfung entsendet. Starke Rauchentwicklung, enorme Wärme und Flammen erschwerten die Brandbekämpfung für den eingesetzten Trupp im Keller.
Während der Angriffstrupp zwecks Ablösung den Rückweg aus dem Keller antrat, kam es zu einem Notfall, bei dem die beiden Feuerwehrmänner verletzt wurden. Sofort wurden bereitstehende Rettungseinheiten in den Keller, zur Befreiung der verunfallten Kollegen kommandiert und konnten die in Not geratenen Kollegen nach kurzer Zeit in die Hände des Rettungsdienstes übergeben. Nach einer ersten medizinischen Versorgung vor Ort, wurden beide unter Notarztbegleitung in eine Spezialklinik transportiert.
Im Anschluss an die gelungene Rettungsaktion wurden alle beteiligten Feuerwehrleute aus dem Einsatz entlassen und auf der Feuerwache Hammfelddamm zusammengezogen, wo bereits speziell geschulte Seelsorger aus dem Rhein-Kreis Neuss ihre Bereitschaft zu Gesprächen anboten. Die Angehörigen der verunfallten Feuerwehrleute wurden ebenfalls kontaktiert und betreut.
In einem mehrgeschossigen Rohbau kam es zu einem ausgedehnten Kellerbrand, der zu einem Atemschutzunfall führte. Zwei Kollegen wurden lebensbedrohlich verletzt, sind aber mittlerweile wieder dienstfähig. Der Unfall wurde durch eine Unfallkommission vorbildlich aufgearbeitet und in einem ausführlichen Abschlussbericht zusammengefasst.
Letztlich führte eine Verkettung unglücklicher Umstände zu dem Unfall des Trupps. Dem zielgerichteten und schnellen Eingreifen der Sicherheitstrupps haben die Kollegen ihr Leben zu verdanken. Beide Opfer konnten nach einer hitzebedingten Desorientierung schnell gefunden werden. Die Rettung über die Kellertreppe gestaltete sich allerdings schwierig, da ein Verletzter zwischenzeitlich in einem Drahtgeflecht verhedderte. Ein Kollege konnte ihn mit der in Neuss standardisierten Einsatzschere, die griffbereit am Schultergurt des Atemschutzgerätes vorhanden ist, freischneiden. Unter größten körperlichen Anstrengungen erfolgte dann die Rettung ins Freie. Das Neusser Notfallkonzept funktionierte, so dass diese extreme Situation besonnen und ruhig abgearbeitet werden konnte.
Die Unfallkommission erstellte einen Maßnahmenkatalog nach dem TOP-Prinzip der priorisiert umgesetzt wird. Die Feuerwehr Neuss war bereits vor dem Unfall auf einem guten Stand, was die erfolgreiche Rettung belegt. Dennoch werden zukünftig weitere Aspekte berücksichtigt, um die Arbeitssicherheit kontinuierlich zu verbessern.
Vortrag auf dem Kongress Atemschutzunfaelle.eu - LIVE 2023:
Halle (Saale). Am 11. März 2023 veranstaltete Atemschutzunfaelle.eu einen Kongress. Erstmals stand René Königstein, als einer der verunfallten Kollegen auf einer Bühne. Beide Atemschutzgeräteträger überlebten den Unfall nur knapp und kehrten erst nach langer Reha in den Alltag zurück. In Halle sprach René Königstein bemerkenswert offen über seinen Dienstunfall, seine Rettung, seinen Überlebenswillen. Begleitet wurde er auf der Bühne von Michael van Kempen, einer der Führungskräfte in der Brandnacht, der den Einsatzablauf und die Lehren sehr transparent schilderte, die die Feuerwehr Neuss im Nachgang des Unfalls gezogen hat. Der offene und persönliche Vortrag der beiden Einsatzbeteiligten war ein inhaltlicher Höhepunkt der Veranstaltung und die perfekte Sensibilisierung des Publikums für die folgenden Vorträge.
René Königstein überlebte seinen Atemschutzunfall und spricht darüber. Mittlerweile engagiert er sich als Referent und Trainer im Team Atemschutzunfaelle.eu und stellt sich gerne vor: René Königstein. In der Rubrik Referenzen berichten wir über seine Termine.