Rauchgasdurchzündung / Rauchgasexplosion
Wie wichtig die Ausbildung in dieser Thematik ist zeigen sehr deutlich die aufgeführten Unfälle und Beinaheunfälle (vgl. u. a. Videos aus Baltimore, Braunschweig, Lowell...). Moderne Inneneinrichtungen, Schallschutz, Isolierungen und andere Faktoren machen es unumgänglich sich mit diesen Phänomenen auseinander zusetzen.
In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf das Buch "Einsatzpraxis Atemschutz" (aus diesem stammen einige der nachfolgenden Texte) und die Präsentationen auf der Homepage der FF Rohrbach aufmerksam machen.
Rauchgasexplosion
Erkennung und Vermeidung
(js) Es gibt kein sicheres Anzeichen für eine drohende Rauchexplosion. Die Gefahr kann erst dann ausgeschlossen werden, wenn der Brand vollständig gelöscht und alle Räume belüftet worden sind. Folgende vier Anzeichen deuten auf eine bevorstehende Rauchexplosion hin. Diese können einzeln, kombiniert oder auch alle vorher zu beobachten sein, jedoch kann hieraus keine Gesetzmäßigkeit abgeleitet werden.
Branddauer
Über lange Zeit unentdecktes oder ungestörtes Brandgeschehen. (Z. B. abgelegene oder verlassende Gebäude, Feuerwehr findet durch Brandrauch den eigentlichen und abgeschlossenen Brandherd nicht.)
(Anmerkung: Ähnliche Bedingungen gab es bei dem beschriebenen Beinaheunfall in Braunschweig)
Temperatur
Heiße Türklinken bzw. -blätter und/oder heiße Fensterscheiben.
Brandrauch
Mit Brandrauch beschlagene Fensterscheiben oder Brandrauch quillt stoßweise aus Tür- und Fensterspalten.
Luftzug
Luft wird nach dem Öffnen einer Tür in den Brandraum gesaugt.
In den meisten Fällen ist die Gefährdung unmittelbar nach dem Öffnen eines Brandraumes am Größten.
Gefahr einer Rauchexplosion
Wird eine Rauchexplosion befürchtet, so ist der Brandraum zu schließen und ein Außenangriff einzuleiten. Bei einer ca. 30 cm geöffneten Tür ist die Rauchschicht zu kühlen. Auf jeden Fall muss der Einsatzleiter informiert werden!
Quelle: BA J. Südmersen, BF Osnabrück (Einsatzpraxis Atemschutz, ecomed-Verlag)
Brandrauchkühlung
(js) Rauch ist mehr als nur eine Sichtbehinderung. Sobald er brennbare Gase in einer zündfähigen Konzentration enthält, wird er zur Gefahr. Das Ziel der Brandrauchkühlung ist die Sicherung des Angriffsweges und die Vermeidung einer Durchzündung. Dafür muss der Löschstrahl (Tröpfchengröße 0,3 mm) impulsweise in die Rauchschicht abgegeben werden. Die beim Durchqueren der Rauchschicht verdampfenden Tröpfchen erzielen folgende Effekte:
- Abkühlung und damit Kontraktion der Pyrolysegase
- Entstehung von Wasserdampf und Veränderung der Konzentration zu Ungunsten der Zündfähigkeit
- Abkühlung der Rauchschicht zur Verhinderung der Wärmekonvektion (Wärmemitführung) und damit der Pyrolysegase in andere Gebäudeteile.
Quelle: BA J. Südmersen, BF Osnabrück (Einsatzpraxis Atemschutz, ecomed-Verlag)
Tröpfchengröße
(js) Die Tröpfchengröße ist einer der wesentlichen Faktoren für die Wirkung des Löschmittels Wasser. Nur die Oberfläche des Wassertropfens steht in Verbindung mit der Umgebung und wirkt somit kühlend. Ist er zu groß, verdampft er nicht vollständig und verursacht ggf. Wasserschaden. Ist er zu klein, verdampft er bevor er die Flammen oder die Glut erreicht. Forschungen haben ergeben, dass eine Tröpfchengröße von ca. 0,3 mm ideal für das direkte Kühlen von Flammen oder heißen Gasen ist, da hier das Verhältnis zwischen Oberfläche und Masse des Tropfens am besten ist (vgl. Fleck/Kortt, 1993; Grimwood, 1992).
Wichtiger für den Löscherfolg als die Tröpfchengröße, die immer nur für ein bestimmtes Versuchsszenario "optimiert" werden kann, ist jedoch die kompetente Handhabung des Strahlrohres durch den Strahlrohrführer! Hier kann durch gute Ausbildung viel mehr erreicht werden, als durch theoretisch-technische Diskussionen.
Quelle: BA J. Südmersen, BF Osnabrück (Einsatzpraxis Atemschutz, ecomed-Verlag)