Beinaheunfälle im Jahr 2008
(5 Zwischenfälle)
Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.
(ar) Rochester/NY (USA) – Bei einem Gebäudebrand durchsuchten die FA gerade das Gebäudes, als bei einem FA der Restdruckwarner anschlug. Laut Aussage des FA vergingen vom Auslösen des Restdruckwarners bis zum vollständigen Stopp der Luftzufuhr nur ein bis höchstens zwei Minuten, weshalb er von dem plötzlichen Luftmangel überrascht wurde. Da er sich noch im verrauchten Gebäude befand stellte sich die Lage sehr gefährlich dar; glücklicherweise konnte er sich durch ein Fenster, das er vor dem Vorfall selbst gewaltsam geöffnet hatte, über eine in Anleiterbereitschaft stehende tragbare Leiter in Sicherheit bringen und erlitt keine Verletzungen.
Es wird laut Medienberichten untersucht, wieso nur so wenig Zeit verblieb nach Auslösen des Restdruckwarners.
Dieser Beinaheunfall zeigt sehr deutlich, auch wenn es diesmal glimpflich abging, weshalb der Restdruckwarner keinesfalls als „Rückzugsdruckwarner“ missbraucht werden sollte. Der Restdruck ist tatsächlich nur noch eine minimale Reserve, welche nicht immer ausreicht, sicher wieder in einen gefahrlosen Bereich zu gelangen, nachdem der Alarm ausgelöst hat. Die Überwachung des eigenen Drucks ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Verhinderung von Atemschutznotfällen.
Quelle: Firehouse.com
(reb)
(bl) Osnabrück (Niedersachsen). Um 5.55 Uhr gingen mehrere Notrufe ein: Ein PKW soll in ein Haus gefahren sein und ein Brand sei ausgebrochen. 13 Minuten später traf der Löschzug der Berufsfeuerwehr ein. Im Wohnzimmer eines Einfamilienhauses stand ein verunfallter PKW im Vollbrand. Personen wurden im Gebäude vermisst. Als Zugangsort wurde ein Fenster gewählt. Die Haustür wäre aufgrund der Zuwegung nur über Umwege erreichbar gewesen, die Terrassentür war aufgrund des Vollbrandes nicht mehr passierbar. Am Zugangsfenster wurde eine Leine als Rückzugswegsicherung angeschlagen. Bei Nullsicht gingen sofort zwei Angriffstrupps rechtshand im Erdgeschoss vor. Der Brand wurde parallel mit einem C-Rohr bekämpft. Zwei leblose Personen wurden ins Freie gebracht. Da sich die Leine mit der zweiten Person verhedderte, stand kurzfristig keine Rückzugswegsicherung mehr zur Verfügung. Da definitiv noch Kinder vermisst wurden, gingen beide Trupps weiter rechtshand vor. Kurz vor Erreichen des ersten Obergeschosses fand eine Druckabfrage durch den Maschinisten statt: der niedrigste Druck lag bei 100 bar. Im Obergeschoss herrschte ebenso wie Erdgeschoss absolute Nullsicht. Kurz darauf wurden Kinderschreie wahrgenommen. Der zweite Angriffstrupp suchte im Obergeschoss linkshand, fand ein dreijähriges Kind in einem leicht verrauchten Kinderzimmer und rettete es mit einer Fluchthaube über den Treppenraum. Der erste Angriffstrupp suchte rechtshand und fand wenig später ein einjähriges Kind, ebenfalls in einem Zimmer mit leichter Verrauchung. Aufgrund des geringen Restdrucks (60 bar) entschied sich der Trupp zu einer Rettung über Steckleiter.
Presseberichte: Stern.de
Artikel in einem Buchprojekt: Blaulicht im Feuer
Quelle: Berufsfeuerwehr Osnabrück, Björn Lüssenheide (1. Angriffstruppführer)
(bl) Waldrach (RLP). Im Rahmen einer Atemschutznotfallübung wurde der Truppmann des Angriffstrupps mit Hilfe einer Rettungsmulde gerettet. Im Vorfeld wurde vom Sicherheitstrupp eine Luftversorgung sichergestellt. Hierzu wurde die Mitteldruckleitung abgekuppelt und ein Rettungs-PA angeschlossen. Die Mitteldruckleitung des Rettungs-PA wurde für diesen Zweck mit einem 1,5 m langen Mitteldruckspendeschlauch (aus dem Handel) versehen. Beim anschließenden Transport wurde die Mitteldruckleitung unter der Mulde abgeklemmt und die Luftversorgung unterbrochen. Dem Angriffstruppmann war es nur unter erschwerten Bedingungen möglich sich die Maske vom Gesicht zu reißen, da seine Arme unter den Befestigungsriemen der Mulde "gefesselt" waren. Die Mitglieder des Sicherheitstrupps haben erst nach einiger Zeit die Situation erkannt, da ihre Masken abgedeckt waren und erst später eingreifen konnten. Der Rettungs-PA wurde mit den Gurten der Mulde auf dem Schoß des Opfers fixiert.
Quelle: www.feuerwehr-waldrach.de
(bl) Dortmund (NRW). Bei einem Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus ist es während der Löscharbeiten zu einer gefährlichen Rauchgasdurchzündung gekommen. Bereits beim Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte drang dichter schwarzer Rauch aus den Kellerfenstern des Gebäudes. Bevor jedoch mit der Brandbekämpfung begonnen werden konnte, musste das Haus geräumt werden. Eine Mutter mit ihren beiden zwei und fünf Jahre alten Kindern wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht. Neun weitere Personen, darunter ebenfalls zwei Kinder wurden während der Löschmaßnahmen in einem Bus durch die Feuerwehr betreut. Zu einer gefährlichen Situation kam es für einen Angriffstrupp, der mit einem C-Rohr in den Keller zur Brandbekämpfung vorgegangen war. Kurz nachdem die beiden Feuerwehrmänner in dem völlig verrauchten Keller, bei Nullsicht, den eigentlichen Brandherd gefunden hatten, kam es zu einer unter Feuerwehrleuten gefürchteten Rachgasdurchzündung. Der modernen Schutzkleidung der beiden Feuerwehrmänner, die in diesem Moment für wenige Sekunden Schutz vor schweren Verbrennungen gibt, ist es zu verdanken, dass sie ohne Verletzungen aus dem Keller entkommen konnten. Mit insgesamt fünf Trupps unter Atemschutz gelang es anschließend den Brand unter Kontrolle zu bringen und das Feuer zu löschen.
Quelle: TH / FJR Lagedienst Feuerwehr Dortmund