- Brennende Trafostation - Gefahr der Elektrizität - Beinaheunfall

Brennende Trafostation - Gefahr der Elektrizität - Beinaheunfall, Foto: Feuerwehr Langen(bl) Langen (Hessen). Während einem Brandeinsatz in einer Trafostation kam es zu einem Beinaheunfall durch plötzliches Zuschalten der Mittelspannung. Das Energieversorgungsunternehmen und die Feuerwehr Langen haben dieses kritische Ereignis umfangreich aufgearbeitet und stellen die Zusammenfassung dankenswerter Weise zur Verfügung.

Lage und Maßnahmen

Brennende Trafostation - Gefahr der Elektrizität - Beinaheunfall, Foto: Feuerwehr LangenDie zuständige Zentrale Leitstelle alarmierte die Feuerwehr um 12:34 Uhr mit dem Alarmstichwort F1 „Rauchentwicklung aus Trafostation“. Da das Lagebild durch den diensthabenden Leitungsdienst höher als F1 (Feuer klein, 1 Staffel) bewertet wurde, ordnete er noch vor dem Ausrücken eine Einsatzstichworterhöhung auf F2 (Löschzugeinsatz) an, wodurch neben dem hauptamtlichen Personal auch die ehrenamtlichen Einsatzkräfte alarmiert wurden. Ebenfalls wurden ein WLF mit Sonderlöschmittel, die Stadtwerke, Polizei und ein RTW zur Bereitstellung angefordert. Mit Eintreffen von Leitungsdienst und erster Staffel an der Einsatzstelle wurde eine Rauchentwicklung aus dem Dachbereich der Trafostation identifiziert. Auf Grundlage des Eigenschutzes führten die Einsatzkräfte zunächst einen Einsatz mit Bereitstellung in gebührenden Abstand durch, wobei ein Strahlrohr zur Abschirmung bereitstand (auch, da die Vegetation um die Station in Brand geriet) (Bild 1). Die Station selbst blieb zunächst verschlossen. Der Absperrbereich wurde durch die Polizei eingerichtet. Während der ersten 10 Minuten an der Einsatzstelle nahm die Intensität der Rauchentwicklung aus der Station deutlich zu. In kurzen Abständen waren laute Schläge zu hören. Mit dem Eintreffen des verantwortlichen Stadtwerkemitarbeiters veranlasste dieser umgehend eine Abschaltung der betroffenen Station sowie der angrenzenden Versorgungsbereiche durch die Schaltwarte. Andere Stadtwerkemitarbeiter prüften parallel die Freischaltungen der angrenzenden Stationen. Zusätzlich wurde eine Photovoltaikanlage einer Schule, die ebenfalls in die betroffene Trafostation einspeist, durch Stadtwerkemitarbeiter vom Netz getrennt. 30 Minuten nach Alarmierung und nach zweifacher Bestätigung der Freischaltungen durch den verantwortlichen Stadtwerkemitarbeiter vor Ort sowie in Absprache mit der Schaltwarte der Stadtwerke wurde die Trafostation von den zuständigen Stellen für Löscharbeiten durch die Feuerwehr freigegeben. Alle Maßnahmen sowie die Freigabe wurden via Lagemeldung an die Zentrale Leitstelle übermittelt und im Rahmen der fortlaufenden Einsatzdokumentation festgehalten. Mit Öffnen der Trafostation wurde offensichtlich, dass es im Bereich der Mittelspannungseinrichtungen brennt (10-20kV). Ein Atemschutztrupp führte die Löschmaßnahmen mittels CO2 durch (Bild 2). Im Anschluss wurden in Absprache mit dem verantwortlichen Stadtwerkemitarbeiter im Inneren des Ereignisraumes Nachlöscharbeiten sowie Kontrollmaßnahmen mit Wärmebildkameras durchgeführt. Trotz der limitierten Ausdehnung des Objektes wurde über den gesamten Zeitraum ein einsatzbereiter Sicherheitstrupp vorgehalten („Standard-Sicherheitstrupp“ gemäß Atemschutzsicherheitskonzept).

Beinaheunfall

Mit Abschluss der Kontrollmaßnahmen zog sich der Angriffstrupp zur weiteren Absprache mit dem Einheitsführer aus der Station zurück. Nur wenige Sekunden, nachdem er die Station verließ, erschien ein deutlich hör- und sichtbarer Spannungsbogen mit Rauch- und Funkenentwicklung im Inneren der Station unmittelbar an der Stelle, an welcher sich nur wenige Sekunden zuvor der Atemschutztrupp befand. Beide Einsatzkräfte hatten zu diesem Zeitpunkt allerdings ausreichend großen Abstand. Der verantwortliche Stadtwerkemitarbeiter wies die Schaltwarte der Stadtwerke über Betriebsfunk an, unverzüglich alle Versorgungsbereiche freizuschalten. Nach rund 10 Sekunden erlosch der Spannungsbogen. Verletzt wurde niemand. Im weiteren Verlauf waren keine zusätzlichen Maßnahmen seitens der Feuerwehr erforderlich und der Ereignisort wurde an die Polizei sowie die Stadtwerke übergeben.

Aufbereitung

Brennende Trafostation - Gefahr der Elektrizität - Beinaheunfall, Foto: Feuerwehr Langen Nach dem Beinaheunfall wies der Leitungsdienst der Feuerwehr noch vor Ort die Zentrale Leitstelle sowie die Fernmeldestelle der Feuerwache an, die Sprachaufzeichnungen sowie Protokolle der Lage- und Rückmeldungen für die Nachbereitung zu sichern bzw. zu kennzeichnen. Darüber hinaus wurden unverzüglich alle verantwortlichen Stellen der Stadtwerke über den Vorfall informiert. In einer unmittelbar darauffolgenden Nachbesprechung zwischen der Leitung der Feuerwehr sowie der Leitung der Stadtwerke wurde die Sachlage kleinteilig untersucht. Dabei konnte ermittelt werden, dass eine Verbindung (Schaltbrücke), die zwei Schaltkreise innerhalb des Stadtwerkenetzes aufgrund einer temporären Baustelle verbunden hatte, nicht den internen Vorgaben der Stadtwerke entsprechend dokumentiert war. Durch diese Verbindung wurde während Schaltmaßnahmen, die parallel zu dem Einsatz stattfanden, unbeabsichtigt Spannung auf den Schaltkreis der betroffenen Trafostation gegeben. Auf Grund der ermittelten Erkenntnisse steigerten die Stadtwerke die internen Anforderungen an die Dokumentation. Zudem wurden die Anweisungen für den Fall einer erforderlichen Brandbekämpfung in elektrischen Anlagen gemeinsam mit der Feuerwehr revidiert und weiterentwickelt. Den beiden Truppmitgliedern, die kurz vor dem Zwischenfall den Ereignisbereich verlassen hatten, stand bzw. steht standardgemäß die Option zur Nachsorge von Stressauswirkungen und Beratung mittels des EAP zur Verfügung (Employee Assistance System).

Quelle: Stadt Langen - Fachdienst 14