Kongress LIVE 2017 in Bruchsal-Untergrombach (D)

Atemschutzunfaelle.eu LIVE 2017, 20. Mai 2017 in Untergrombach

Rückblick

Bruchsal-Untergrombach (Baden-Württemberg). Welch nachhaltige Wirkungen schwere Einsatzunfälle bei der Feuerwehr auf die langfristige Entwicklung von Sicherheitskonzepten und -ausrüstung haben, das konnten am 20. Mai die rund 300 Teilnehmer des Feuerwehrkongresses Live 2017 im badischen Bruchsal erfahren. Denn der Organisator der Veranstaltung, die europäische Qualifikations- und Informations-Plattform Atemschutzunfalle.eu hatte just in den Bruchsaler Stadtteil Untergrombach geladen, wo 15 Jahre zuvor ein Feuerwehrmann im Einsatz bei einer Rauchexplosion schwere Verbrennungen erlitten hatte. „Anders als viele andere Institutionen ist die Feuerwehr Bruchsal mit dem Vorfall sehr offensiv umgegangen und hat damit bis heute einen wichtigen Beitrag zu mehr Sicherheit im Atemschutzeinsatz geleistet“, dankte Organisator Björn Lüssenheide bei der Begrüßung den Gastgebern des Kongresses, und insbesondere dem Bruchsaler Feuerwehrkommandanten Bernd Molitor sowie Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick und Kreisbrandmeister Thomas Hauck. Sie hatten es ermöglicht, das ganztägige Konferenzprogramm parallel zum 125-Jahre-Jubiläum der Feuerwehr Untergrombach durchzuführen.

Funktionsträger von Feuerwehrschulen, Berufs-, Werk- und Freiwilligen Feuerwehren aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland sowie Gäste der französischen Partnerfeuerwehr aus Sainte-Marie-aux-Mines folgten den Referaten der Experten; ebenso rund 25 Dienstleister, Händler, Hersteller und Vertreter von ideellen Organisationen, die Teil der zeitgleich stattfindenden Fachausstellung waren.

Besonders augenfällig war unter anderem die dort präsentierte Entwicklung bei der Schutzkleidung für die Einsatzkräfte. So zeigten Hersteller moderner Einsatzuniformen ihre Spezialkleidung in Sichtweite der Kleidung des verunfallten Untergrombacher Feuerwehrmannes. Die damals beschädigte Schutzkleidung des Verletzten wurde Atemschutzunfaelle.eu vor vielen Jahren für Präventionszwecke zur Verfügung gestellt.

Ehrliche, motivierende und praxisnahe Vorträge. Diese Versprechungen konnten auch 2017 eingehalten werden.

Thomas Kuhn, WirtschaftsWoche, führte sehr routiniert durch das Programm

Thomas Kuhn überzeugte als erfahrener Moderator und führte routiniert durch das anspruchsvolle Programm. Kuhn ist für die WirtschaftsWoche tätig und durch sein Ehrenamt seit 35 Jahren in der Feuerwehr verwurzelt.

Ingo Horn zeigte sehr eindrucksvoll Parallelen zwischen Industrie und Feuerwehr auf

Dipl.-Ing. (FH) Ingo Horn zog Parallelen aus seiner Arbeitswelt als Projektmanager der Eckelmann AG zur Feuerwehr. Der Umgang mit Fehlern, das frühzeitige Erkennen von Chancen und Risiken – das alles sind Themen, die im Projektmanagement alltäglich sind und auch bei der Feuerwehr mal mehr, mal weniger ausgeprägt Einzug halten. Der Vortrag zielte darauf ab, die beiden Welten miteinander zu verknüpfen und Denkanstöße für eine gesunde und konstruktive Fehlerkultur zu geben.

Ing. Gernot Zierler, Atemschutzunfaelle.eu ist ehrenamtlich in der Feuerwehr Gratkorn/Steiermark tätig. Gernot Zierler referierte über einen Fahrzeugbrand im Gleinalmtunnel, den er als Atemschutzgeräteträger erlebte. Eine Verkettung von Problemen führte zu einem Beinaheunfall, über den er folglich aus erster Hand berichten konnte. Zudem gab er einen sehr guten Überblick zu den Konzepten der Tunnelbrandbekämpfung.

Thilo Münster, ein Rechtsanwalt und Strafverteidiger, sorgte für einen gelungenen Einblick in das Strafrecht und die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden. Sein Vortrag beschäftigte sich mit der Frage, ob und wie eventuelle falsche Entscheidungen strafrechtliche Konsequenzen haben können. Ein pragmatischer, sehr gelungener Vortrag.

Dipl.-Ing. (Uni) Wolfgang Gabler, Atemschutzlexikon.de referierte über die biologischen Gefahren mit Bezug auf die Pflege der Atemschutztechnik. Mit seinem Vortrag warb er für die Durchsetzung der rechtlichen Vorgaben, für eine korrekte Reinigung und Desinfektion, für den sicherheitsgerechten Schutz des Personals, die Schwarz-Weiß-Trennung in der Atemschutzwerkstatt sowie die Reinigung und Desinfektion im geschlossenen Kreislauf. Durch die Zusammenarbeit aller Hersteller, der DGUV und dem vfdb-Ref. 8 kann eine stabile Sicherheit in der Atemschutzwerkstatt erreicht werden. Seinen Beitrag zu den aktuellen Gefahren und deren Kompensation in einer Atemschutzwerkstatt finden Sie hier.

Dipl.-Ing. (FH) Guido Volkmar & Frank Berger, Atemschutzunfaelle.eu / BF Düsseldorf berichteten von der Atemschutzausbildung im Wandel der Zeit und stellten das 4,6 Millionen Euro teure Zentrum für Atemschutz- und Realbrandausbildung der Feuerwehr Düsseldorf vor. Mehrstufige Ausbildungskonzepte spielten dabei eine große Rolle.

Dr.-Ing. Adrian Ridder referierte über extremes Brandverhalten

Dr.-Ing. Adrian Ridder, Atemschutzunfaelle.eu referierte über extremes Brandverhalten, er schaffte dabei einen Bogen von der Wissenschaft über die Ausbildung in die Einsatzpraxis. Neben den Definitionen und wissenschaftlichen Grundlagen, ging er auch auf den Untergrombacher Atemschutzunfall vom 7. Dezember 2002 ein.

Nach seinem Vortrag gab es wichtige Kernaussagen:

Dipl.-Ing. Christian Pannier, FF Bretten gab sehr interessante Einblicke in die Normungsarbeit. So mancher Zuhörer erfuhr dabei verblüfft, dass Helm und Hose, Gurt und Stiefel nicht nur tragebedingt unterschiedlichen Belastungen standhalten müssen. Die Gäste mussten auch erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass die Normenausschüsse auch an fast alle Ausrüstungsteilen, die die Helfer ja vor den gleichen Flammen schützen sollen, stark abweichende Anforderungen etwa bei Hitzebelastbarkeit oder Entflammbarkeit gestellt werden. Anhand von Beispielen wurden Spannungsfelder zwischen Normen und Anforderungen aufgezeigt. Beschaffer sind in jedem Fall gut beraten, sich mit diesen Themen intensiv zu beschäftigen. Es ist die Aufgabe des Anwenders festzulegen, ob eine Norm für seine Anforderungen überhaupt geeignet ist. Zudem appellierte er an die Feuerwehren, sich in der Normung zu engagieren, um die Interessen der Anwender zu vertreten.

Nach einem 9-stündigen Kongresstag wurden alle Gäste, Aussteller und Referenten verabschiedet. Das Team Atemschutzunfaelle.eu bedankte sich insbesondere bei der Feuerwehr Untergrombach für den geleisteten Support. Neben einem gigantischen Festprogramm, welches unter dem Motto "Leben retten - Werte erhalten!" stand, sorgten die Untergrombacher für einen hervorragenden Kongresstag! Die hohe Zuverlässigkeit und Belastbarkeit bewiesen die Untergrombacher bereits mit der Unterstützung des Kongresses LIVE 2011.

„Auch 15 Jahre nach Untergrombach“, urteilte Lüssenheide im Schlusswort, „bleibt also in Sachen besserer Schutz im Feuerwehreinsatz genug zu tun.“ Der nächste Kongress von Atemschutzunfaelle.eu ist im Frühjahr 2019 geplant.

Fachausstellung

In den vier Pausen sorgte die begleitende Fachausstellung für eine willkommene Abwechslung. 25 international tätige Dienstleister, Händler, Hersteller und ideelle Projekte präsentierten sich in einem separaten Teil der Veranstaltungshalle. Im Namen der Teilnehmer bedankt sich Atemschuttzunfaelle.eu bei allen Beteiligten Ausstellern. Ohne die Fachausstellung würde der seit 2007 stabile Eintrittspreis steigen müssen.

Fotogalerie

Fotografen: Thomas Kuhn, Ingo Horn

Vor einem interessierten Publikum referierten Guido Volkmar und Frank Berger, Feuerwehrschule Düsseldorf Die Fachausstellung - 25 Aussteller sorgten für eine willkommene Abwechslung Vor 15 Jahren kam es in Untergrombach zu einem schweren Atemschutzunfall - Die Schutzkleidung wurde ausgestellt Die Referenten - LIVE 2017 (auf dem Bild fehlt Wolfgang Gabler) LIVE 2017 - Programm LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn LIVE 2017 - Foto: Thomas Kuhn

Berichte und Pressemeldungen

Referenten

Thomas Kuhn, Wirtschaftswoche, FF Grevenbroich

Thomas Kuhn Thomas Kuhn (50) ist Technikredakteur, stellvertretender Ressortleiter Innovation&Digitales der WirtschaftsWoche und langjähriger Kommunikationsexperte. Daneben ist der Unterbrandmeister der Feuerwehr Grevenbroich seit mehr als 35 Jahren Feuerwehrmann aus Leidenschaft. Unter anderem unterstützt er die Wehrleitung bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und ist Mitglied der SEG ELW 2 des Rhein-Kreises Neuss. Als Referent beim Politikkongress des DFV oder als Moderator des Bühnenmagazins Intelligente Welt auf der Interschutz verbindet Kuhn Kommunikations- und Rettungswelten:

Dipl.-Ing. (FH) Ingo Horn, Atemschutzunfaelle.eu / Eckelmann AG

Ingo Horn Ingo Horn ist seit 1993 in der Freiwilligen Feuerwehr Eppstein-Vockenhausen (Hessen) aktiv und nimmt dort Führungsfunktionen wahr. Als Elektroingenieur ist er mit dem Medium Internet verwurzelt und kennt das Projekt Atemschutzunfaelle.eu aus den Anfangszeiten. Seit 2002 ist er der zweite Mann im Team. Neben der Präventionsarbeit (Vorträge, Messen...) initiierte er 2009 den Vockenhäuser Atemschutzwettkampf.

Ing. Gernot Zierler, Atemschutzunfaelle.eu

Gernot Zierler Ing. Gernot Zierler, Oberbrandinspektor, Maschinenbauingenieur. Seit 1992 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Gratkorn-Markt. Zugskommandant und Beauftragter für die Grundausbildung in der FF Gratkorn-Markt. Seit 2008 Beauftragter für den Feuerwehrmedizinischen Dienst im Bereichsfeuerwehrverband Graz-Umgebung. Rettungsdienstliche Tätigkeit seit 1997 als Notfallsanitäter und Dienstführender Offizier an der Rotkreuz-Bezirksstelle Graz-Umgebung. Mitarbeit bei Recherchen im Team atemschutzunfaelle.eu ab 2010.

Thilo Münster, Rechtsanwalt/Strafverteidiger

Thilo Münster Als Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Strafrecht verfügt Thilo Münster über fundierte Erfahrungen und besondere Kenntnisse im Straf- und Strafprozessrecht, insbesondere im Umgang mit Strafverfolgungsbehörden. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main von 2002 bis 2008 und dem sich anschließenden juristischen Vorbereitungsdienst (Referendariat) beim Landgericht Frankfurt am Main, ist er seit 2011 als Rechtsanwalt zugelassen und seit 2012 als freiberuflicher Rechtsanwalt tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er die sich bereits in der Ausbildung herauskristallisierende Fokussierung auf das Strafrecht aufgegriffen und bearbeitet seit diesem Zeitpunkt überwiegend strafrechtliche Mandate.

Weitere Informationen zum Referenten: strafrecht-revisionen.de

Dipl.-Ing. (FH) Guido Volkmar & Frank Berger, Atemschutzunfaelle.eu / BF Düsseldorf

Guido Volkmar & Frank Berger Als langjährige Feuerwehrbeamte versehen die beiden ihren Dienst an der Feuerwehrschule Düsseldorf und sind dort u.a. im Bereich der Aus- und Fortbildung für Atemschutzgeräteträger zuständig. Atemschutz-Notfalltraining und Realbrandausbildung sind dabei wichtige Kompetenzfelder.

Guido Volkmar leitet als Brandamtsrat seit 2001 den Fachbereich Atemschutz, Realbrandausbildung und FwDV 3 - Löscheinsatz an der Feuerwehrschule Düsseldorf. Er wirkte beim Sicherheitstruppkonzept der Feuerwehr Düsseldorf und dessen Umsetzung maßgeblich mit. Sein Engagement im Bereich des Atemschutzes wird durch die Mitarbeit an der DVD-Reihe "Retten - Profis im Einsatz - Der Notfall" und der Veröffentlichung des Quickcheck "Atemschutz-Notfallmanagement" deutlich. Seit 2007 ist er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Realbrandausbildung Nordrhein-Westfalen des Arbeitskreises Schulung und Einsatz des Verbandes der Feuerwehren des Landes Nordrhein-Westfalen und des Arbeitskreises Ausbildung und Einsatz der AGBF Nordrhein-Westfalen und hat am veröffentlichten Arbeitspapier Phänomene der extremen Brandausbreitung mitgewirkt. Auch ist er Mitautor des Einsatzpraxis-Buches "Brandbekämpfung im Innenangriff".

Dr.-Ing. Adrian Ridder, Atemschutzunfaelle.eu

Adrian Ridder Dr.-Ing. Adrian Ridder (Jahrgang 1986) engagiert sich seit 2004 für Atemschutzunfaelle.eu. 17 Jahre war er in seiner bayerischen Heimat ehrenamtlich im Feuerwehrdienst. Nach Studium und Promotion begann er seine berufliche Feuerwehrlaufbahn als Brandreferendar für die Feuerwehr Hamburg. Der Brandassessor ist heute der stellvertretende Abteilungsleiter im vorbeugenden Brand- und Gefahrenschutz der Berufsfeuerwehr Düsseldorf. Adrian Ridder machte den Sicherheitsassistenten, als weiteres Paar Augen für den Einsatzleiter, in Deutschland salonfähig. Hierfür gründete er die Plattform sicherheitsassistent.info, mit der Atemschutzunfaelle.eu regelmäßig kooperiert und Schulungen anbietet.

Dipl.-Ing. (Uni) Wolfgang Gabler, Atemschutzlexikon.de

Wolfgang Gabler ist mehrere Jahrzehnte für die Landesfeuerwehrschule Sachsen als Lehrkraft tätig gewesen und engagiert sich in seinem Ruhestand für die vfdb im Referat 8 - PSA und als Chefredakteur für das Atemschutzlexikon. Als Sachverständiger für Brandschutz & PSA ist er ein gefragter Dozent für die Dräger Academy als auch für die MEIKO Academy.

Dipl.-Ing. Christian Pannier, FF Bretten

Christian PannierChristian Pannier, Jahrgang 1974, trat 1985 in die Jugendfeuerwehr Bretten ein und wechselte 1992 in die Einsatzabteilung. Während des Studiums der Sicherheitstechnik an der Universität Wuppertal von 1993 bis 1999 entwickelte er ein Interesse an persönlicher Schutzausrüstung für Feuerwehren. Seine berufliche Laufbahn begann 1999 als Sicherheitsingenieur bei einem überbetrieblichen Dienst mit Stationen in Stuttgart und München. Im Jahr 2005 wechselte er zum Schutzkleidungshersteller Lion Apparel, wo er zunächst als Produktmanager und anschließend mehrere Jahre als Projektmanager und Specialist Research & Development tätig war. Während dieser Zeit war er unter anderem für die Entwicklung neuer Schutzkleidungen für mehrere Feuerwehren weltweit zuständig. Von 2011 bis 2016 war er als Technical Account Manager Heat and Cut Protection bei Teijin Aramid GmbH tätig, seit Oktober 2016 arbeitet er als Manager Product & Innovation beim Schutzbekleidungshersteller LHD Group Deutschland GmbH.

Christian Pannier ist Mitarbeiter in den Normenausschüssen DIN 075-05-02 AA „Schutzkleidung gegen Hitze und Feuer“ und DIN 075-BR-02 SO, dem Spiegelausschuss zu ISO/TC94/SC14 „Firefighters‘ personal equipment“.