- Großbrand - Absturz - ein verletzter FA

(bl) Neustetten-Nellingsheim (BW). Es brannte ein 250 Jahre altes, renoviertes, Wohngebäude mit Scheune in der Ortsmitte. Entsprechend der Alarm- und Ausrückeordnung erfolgte der Alarm für alle drei Abteilungen. In kurzer Folge trafen das Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-W) der Abt. Nellingsheim, das Löschgruppenfahrzeug (LF8/6) der Abt. Remmingsheim und das Löschgruppenfahrzeug (LF8) der Abt. Wolfenhausen an der Brandstelle ein. Ein umfassender Löschangriff wurde mit mehreren Rohren gegen das brennende Gebäude vorgetragen. Einsatzleiter war Kommandant Bubeck. Die Wasserentnahme erfolgte aus dem nächsten Schachthydranten. Es brannte vor allem im Dachgeschoss (Treppenraum und Zimmer im 2. DG), in der Gebäudemitte und in der Scheune. Die Drehleiter der FF Rottenburg wurde angefordert und der stv. KBM E. Leber wurde alarmiert. Der Innenangriff durch die Haustüre in Richtung Obergeschoss konnte nur bis zum brennenden Treppenraum vorgenommen werden. Die Erkundigungen haben ergeben, dass die Bewohner verreist sein sollen. Nachdem die Räume von der straßenseitigen Giebelseite nicht in Brand waren, wurde im 1. Dachgeschoss (2. OG) mit der 4-teiligen Steckleiter angeleitert. Somit konnten diese Räume nach Personen abgesucht und ggf. ein Löschangriff Richtung Treppenraum in der Gebäudemitte vorgenommen werden. Ein Feuerwehrmann unter Atemschutz stieg auf, schlug die Fensterscheiben ein und stieg wieder ab. Dann stieg Feuerwehrmann Andreas Braun ebenfalls unter Atemschutz auf. Er wollte durch das Fenster einsteigen und ist beim Übersteigen abgestürzt. Durch die Fallhöhe von 7,5 Meter zog er sich schwerste Verletzungen zu. Rettungskräfte des DRK und der Notarzt nahmen die medizinischen Erstmaßnahmen an der Unfallstelle vor. Andreas Braun wurde in Begleitung des Notarztes mit dem Rettungswagen in die Berufsgenossenschaftliche Unfall-Klinik (BG) nach Tübingen gebracht. Eine 10-stündige Notoperation am Samstag war erforderlich, um das Leben von Andreas Braun zu retten. Am Abend dann etwas Erleichterung für die Angehörigen und die Feuerwehrkameraden, nachdem bekannt wurde, dass sein Gesundheitszustand stabil ist. Die schweren Verletzungen sind komplizierte Brüche der beiden Arme, Innere Verletzungen und vor allem die Wirbelsäulen- und Rückenmarksverletzungen. Bei dem Einsatz erlitt ein weiterer Feuerwehrmann einen Zehenbruch. Er war an der Steckleiter um diese zu sichern und wurde durch den Absturz von A. Braun verletzt. Ein weiterer Feuerwehrmann verletzte sich durch herabfallende Dachziegel. Inzwischen ist Andreas Braun von der Intensivstation in die Rehabilitations-Station der BG gewechselt.

Durch seine Wirbelsäulen- und Rückenmarksverletzungen ist er nicht gehfähig und muss deshalb den Rollstuhl benutzen. Bei seinem monatelangen Klinikaufenthalt erhält er durchgängig Besuch von seinen Angehörigen. Hier sei erwähnt, dass sein Vater Hans Braun jahrelang Abteilungskommandant in Wolfenhausen war, sein Bruder ebenfalls bei der Feuerwehr ist und auch am 3.9. im Einsatz war. Ständige Besucher sind auch die Studienkollegen von der UNI wo Andreas Braun im 7. Semester Mathematik und Geschichte studiert. Er erhält Besuch von seinen Feuerwehrkameraden und den Kollegen des Musikvereins Wolfenhausen, wo er die Tuba bläst und in der Jugendausbildung tätig ist. Wir alle haben die Hoffnung und den Wunsch, dass Andreas Braun durch diesen schweren Einsatzunfall seine positive Einstellung zur Feuerwehr behält und seine Genesung nachhaltig fortschreitet.

Quelle: Feuerwehrecho Nr. 25 (Herbst 2005), Karl Hermann (KBM im Landkreis Tübingen)